Seit dem 1. August 2006 gibt es die Verordnungen zur Regelung einer barrierefreien Öffentlichkeit ERP und IOP. Für den Bau eines öffentlichen oder öffentlich zugänglichen Gebäudes müssen die Auflagen dieser baurechtlichen Richtlinien erfüllt sein. Bereits seit dem Jahr 1975 gibt es in Frankreich ein Gesetz zur Regelung einer barrierefrei gebauten Umwelt sowie zu barrierefreiem Verkehr. Allerdings war die rechtliche Verpflichtung nicht so stark, wie viele es sich gewünscht hätten. 2005 wurde dann der Gleichstellungspakt beschlossen, auf Französisch:„Loi handicap“. Bis 2015 sollen alle öffentlichen Gebäude laut ERP barrierefrei gestaltet oder umgebaut worden sein. Dieses Ziel verdeutlicht den Anspruch Frankreichs, Menschen mit Behinderungen gerecht zu werden und ihnen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben umfassend zu ermöglichen.
Wie sieht die Umsetzung der umfassenden Richtlinien in der Praxis aus? Frankreich arbeitet daran, die gesetzlichen Vorgaben umzusetzen und hat bisher Einiges erreicht. Natürlich muss noch viel daran gearbeitet werden, das öffentliche Leben barrierefrei zu gestalten, aber es gibt einige Beispiele für gute Umsetzungen. Die Züge in Frankreich verfügen über Hilfsmittel für Rollstuhlfahrer, zahlreiche Schulen gehören zur Vereinigung der Blindenhund-Verbände und beantragen Blindenhunde für Schüler. Die französischen Metrostationen sind mit Leitlinien ausgestattet und Metrotickets verfügen über Braille-Schrift. Die Straßenbahn wurde ebenso wie die Metro und auch die Busse barrierefrei gestaltet. Es gibt verschiedene Projekte, wie Barcodes in Braille-Schrift und Bibliotheken mit Speziallupen. Frankreich legt großen Wert auf die Inklusion behinderter Menschen. Es soll ein weitgehend selbstständiges gesellschaftliches Leben ermöglicht werden. Natürlich befindet sich Frankreich, wie viele europäische Länder, noch im „Umbau“. Es werden allerdings immer mehr geistige und bauliche Barrieren abgebaut, um ein wirklich gleichberechtigtes Zusammenleben zu gewährleisten.
Paris als französische Hauptstadt ist leider nicht so barrierefrei, wie viele es sich wünschen. Hierbei geht es nicht nur darum, dass in Paris bisher nur die Metro-Linie 14 voll zugänglich ist. Das Kopfsteinpflaster ist nicht rollstuhlfreundlich, manche Toiletten in Cafés sind im Keller und nur über schmale Wendeltreppen erreichbar und leider sind Metroaufzüge manchmal längere Zeit defekt. In letzter Zeit wurden jedoch auch in Paris Änderungen vorgenommen und sollen auch in Zukunft erweitert werden. Die Straßenbahnlinien 1 und 2 sind voll zugänglich und das französische Ministerium für Tourismus hat bereits 2001 alle wichtigen Kriterien für die Barrierefreiheit mit dem „Tourismus und Handicap-Label“ festgelegt. Die Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben geht langsam voran, aber das Ziel Barrierefreiheit soll nicht aus den Augen verloren werden. Einheimische und Besucher werden in einigen Jahren von vielen Veränderungen profitieren können.
Foto: Markus Lenk für www.wato.de